Arzttermin absagen. Wichtige Fristen und Ausfallhonorar – Was Patienten wissen sollten

Das Leben kann oft unvorhersehbar sein, und gelegentlich kommt es vor, dass Patienten einen bereits vereinbarten Arzttermin absagen müssen. Was viele jedoch nicht wissen: Eine kurzfristige Absage oder ein Nichterscheinen kann unter Umständen dazu führen, dass der Arzt ein Ausfallhonorar berechnet. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Fristen bei der Absage einzuhalten sind, wann eine Zahlungspflicht für den versäumten Termin besteht und wie Sie sich als Patient rechtlich absichern können.

1. Fristen zur Terminabsage – Was gilt als rechtzeitig?

Es gibt keine bundesweit einheitliche Regelung für die Frist, bis wann ein Arzttermin abgesagt werden muss. Häufig legen Praxen individuelle Fristen fest, die in der Regel zwischen 24 und 48 Stunden vor dem Termin liegen. Diese Frist gibt dem Arzt die Möglichkeit, den Termin neu zu vergeben und den Ausfall zu minimieren.

• Einzelleistungen und Spezialbehandlungen : Bei Spezialisten oder aufwändigen Behandlungen (z. B. Operationen oder Zahnbehandlungen) sind längere Fristen üblich, da die Planung komplexer und die Terminvergabe langfristiger erfolgt.
• Praxishinweise beachten : Oft weisen Praxen auf ihren Websites oder im Wartezimmer auf die Absagefristen hin. Patienten sollten sich an diese Angaben halten, um eventuelle Gebühren zu vermeiden.

2. Kann der Arzt ein Ausfallhonorar verlangen?

Ein Ausfallhonorar kann vom Arzt dann verlangt werden, wenn ein Termin ohne rechtzeitige Absage nicht neu vergeben werden konnte und ein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Grundsätzlich muss der Arzt den Verdienstausfall nachweisen können. Die rechtliche Grundlage dafür findet sich in der Rechtsprechung und den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) , das einen Art Ersatzanspruch bei Nichterfüllung eines Termins regiert.

Es gibt jedoch folgende Bedingungen, die erfüllt sein müssen:

• Individuelle Absprache oder Hinweis : Patienten müssen über mögliche Kosten bei Nicht-Erscheinen vorab informiert werden, entweder durch eine Vereinbarung oder einen deutlich sichtbaren Hinweis in der Praxis.
• Nachweis des Schadens : Der Arzt muss darlegen können, dass der Termin nicht anderweitig vergeben werden konnte und ihm dadurch ein finanzieller Schaden entstanden ist. Ein pauschales Ausfallhonorar ohne Nachweis ist rechtlich nicht zulässig.

3. Höhe des Ausfallhonorars – Wie viel darf der Arzt verlangen?

Die Höhe des Ausfallhonorars richtet sich in der Regel nach den vertraglich vereinbarten Kosten für die entsprechende Leistung oder Behandlung. Bei Kassenpatienten ist das Ausfallhonorar meist niedriger, während es bei privatärztlichen Leistungen und individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) höher ausfallen kann.

• Pauschalbeträge : Manche Praxen verlangen eine Pauschale, die jedoch angemessen und dem Ausfall entsprechend sein muss. Oftmals orientieren sich die Honorare an der tatsächlich ausgefallenen Leistung, dürfen aber nicht überhöht sein.
• Angemessenheit : Gerichte haben in der Vergangenheit entschieden, dass Ausfallhonorare angemessen sein müssen und im Verhältnis zum Verdienstausfall des Arztes stehen sollten. Bei überzogenen Honorarforderungen haben Patienten die Möglichkeit, rechtliche Schritte zu prüfen.

4. Rechtliche Absicherung für Patienten – Was tun bei einer Rechnung für Ausfallhonorar?

Falls ein Ausfallhonorar berechnet wird, sollten Patienten zunächst prüfen, ob die Praxis die Fristen und Hinweise zur Terminabsage deutlich kommuniziert hat und ob der geforderte Betrag angemessen ist. Folgende Schritte können helfen:

• Rechnung prüfen : Überprüfen Sie, ob der Betrag plausibel ist und die Informationen in der Praxis entsprechend sind.
• Dialog mit der Praxis : In vielen Fällen lässt sich eine Einigung im Gespräch mit der Praxis erzielen, insbesondere wenn die Absagegründe nachvollziehbar sind.
• Rechtliche Beratung einholen : Falls Unklarheiten bestehen oder das Ausfallhonorar unverhältnismäßig erscheint, kann eine rechtliche Beratung helfen. Verbraucherzentralen oder Anwaltskanzleien können sich über die Rechte und Pflichten der Patienten informieren.

5. Ausnahmefälle: Krankheit oder andere unvorhersehbare Ereignisse

In Situationen, in denen eine Terminabsage unvorhersehbar und unverschuldet notwendig wird, etwa bei plötzlicher Krankheit oder Unfall, besteht meist keine Pflicht zur Zahlung eines Ausfallhonorars. Ärzte zeigen sich in diesen Fällen oft kulant, insbesondere wenn Patienten kurzfristig Bescheid geben. Dennoch gilt:

• Zeitnahe Information : Auch bei kurzfristigen Absagen sollten Patienten die Praxis umgehend informieren und den Grund mitteilen.
• Nachweise : In bestimmten Fällen kann es hilfreich sein, die Absage durch ein Attest oder eine andere Bestätigung zu belegen, um den unverschuldeten Charakter der Absage zu unterstreichen.

6. Tipps zur Vermeidung von Ausfallhonoraren

Um einen Honorarausfall zu vermeiden, sollten Patienten folgende Tipps beachten:

• Termin rechtzeitig absagen : Sobald klar wird, dass ein Termin nicht wahrgenommen werden kann, sollte die Absage erfolgen. Beim Praxen mit Online-Portalen lässt sich dies meist unkompliziert und rund um die Uhr erledigen.
• Praxishinweise und Vereinbarungen beachten : Informationen zu Fristen oder Ausfallhonoraren sind oft in den AGBs, auf der Praxiswebsite oder im Wartezimmer einsehbar.
• Notfallabsage durch Anruf : Falls eine kurzfristige Absage notwendig ist, etwa durch plötzliche Krankheit, kann ein schneller Anruf in der Praxis helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Fazit:

Eine rechtzeitige Terminabsage ist im Interesse von Patienten und Praxen gleichermaßen und hilft, mögliche Kosten und Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Grundsätzlich darf ein Arzt eine Ausfallhonorare erheben, wenn die Absagebedingungen klar kommuniziert und ein finanzieller Schaden nachweisbar sind. Im Zweifelsfall sollten Patienten immer den Dialog mit der Praxis suchen und bei Bedarf rechtlichen Rat einholen, um Klarheit über ihre Rechte zu erhalten.