Dienstag, November 12, 2024

Mobbing durch den Arbeitgeber – Problematik, Rechtslage und Prävention

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein ernstes Problem, das erhebliche negative Folgen für die Betroffenen hat. Besonders problematisch wird es, wenn das Mobbing nicht von Kollegen, sondern vom Arbeitgeber selbst ausgeht. In diesem Beitrag wollen wir uns kritisch mit der Problematik des Mobbings durch den Arbeitgeber auseinandersetzen, die rechtlichen Aspekte beleuchten und aufzeigen, welche Ansprüche den Betroffenen zustehen und wie sich Mobbing im Arbeitsumfeld verhindern lässt.

Was ist Mobbing durch den Arbeitgeber?

Mobbing durch den Arbeitgeber, auch „Bossing“ genannt, bezeichnet eine systematische Schikanierung, Ausgrenzung oder Benachteiligung eines Arbeitnehmers durch seinen Vorgesetzten. Das Ziel kann vielfältig sein: von der Einschüchterung bis hin zur bewussten Vertreibung des Mitarbeiters aus dem Unternehmen. Typische Formen des Mobbings durch den Arbeitgeber sind ständige Kritik an der Arbeit, unfaire Behandlung im Vergleich zu anderen Angestellten, das Vorenthalten von Informationen oder das Zuweisen unsinniger Aufgaben. Das ständige Erleben solcher Schikanen führt oft zu psychischen und physischen Belastungen, die weit über das normale Maß hinausgehen.

Probleme für die Betroffenen

Für die Betroffenen sind die Auswirkungen von Mobbing schwerwiegend. Die ständige Erniedrigung und Schikane kann zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, wie etwa Depressionen, Schlafstörungen oder Angstzuständen. Auch körperliche Beschwerden, die aus dem Dauerstress resultieren, sind keine Seltenheit. Das Gefühl der Hilflosigkeit, das durch die ungleiche Machtverteilung im Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer entsteht, kann das Vertrauen in das Arbeitsverhältnis und letztlich in die Arbeitswelt als Ganzes stark beeinträchtigen. Für viele Betroffene bedeutet dies den Verlust der Freude an der Arbeit bis hin zur völligen Arbeitsunfähigkeit.

Rechtliche Aspekte und Ansprüche der Betroffenen

Rechtlich betrachtet ist Mobbing durch den Arbeitgeber in Deutschland nicht explizit im Gesetz definiert, doch es gibt verschiedene gesetzliche Grundlagen, die Betroffenen als Ansatzpunkte dienen können. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt Arbeitnehmer vor Diskriminierung am Arbeitsplatz, und das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) enthält Vorschriften, die Arbeitgeber zur Fürsorge und zum Schutz der Gesundheit ihrer Mitarbeiter verpflichten. Zudem ist der Arbeitgeber durch das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, das Wohl seiner Mitarbeiter zu schützen.

Betroffene haben verschiedene Ansprüche, die sie im Fall von Mobbing geltend machen können:

  1. Beschwerderecht: Arbeitnehmer haben das Recht, sich beim Arbeitgeber über Mobbing zu beschweren. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Beschwerde zu prüfen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  2. Schadensersatz und Schmerzensgeld: Wenn der Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht verletzt und dies zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt, kann der Arbeitnehmer Schadensersatz und Schmerzensgeld fordern. Dies setzt jedoch voraus, dass die Schikanen und deren Folgen nachgewiesen werden können.
  3. Unterlassungsanspruch: Der Arbeitnehmer kann vom Arbeitgeber verlangen, dass das Mobbing unterlassen wird. In schwerwiegenden Fällen kann dies auch gerichtlich durch eine einstweilige Verfügung durchgesetzt werden.
  4. Kündigungsschutz: Sollte der Arbeitgeber das Mobbing nutzen, um den Arbeitnehmer zur Kündigung zu bewegen, kann der Arbeitnehmer eine Kündigungsschutzklage erheben. Eine Kündigung, die auf Mobbing basiert, ist in der Regel unwirksam.

Vorgehensweise bei Mobbing durch den Arbeitgeber

Für Betroffene ist es wichtig, nicht in Resignation zu verfallen, sondern aktiv gegen das Mobbing vorzugehen. Hier sind einige wichtige Schritte:

  1. Dokumentation: Alle Vorfälle sollten detailliert dokumentiert werden. Dies umfasst Datum, Uhrzeit, Beteiligte und die Art der Schikanen. Diese Dokumentation ist wichtig, um im Bedarfsfall Beweise für die Vorfälle vorzulegen.
  2. Gespräch suchen: In vielen Fällen kann ein Gespräch mit dem Arbeitgeber, idealerweise unter Hinzuziehung eines Betriebsratsmitglieds, eine Klärung herbeiführen. Es sollte dabei klar benannt werden, welche Verhaltensweisen als Mobbing empfunden werden.
  3. Beschwerde einlegen: Wenn direkte Gespräche keine Veränderung bewirken, kann eine formelle Beschwerde beim Arbeitgeber eingereicht werden. Zudem können externe Stellen wie der Betriebsrat oder die zuständige Gewerkschaft einbezogen werden.
  4. Rechtliche Schritte einleiten: Sollte sich die Situation nicht verbessern, können rechtliche Schritte notwendig werden. Hierbei ist eine anwaltliche Beratung wichtig, um die möglichen Ansprüche effektiv durchzusetzen.

Prävention: Wie kann Mobbing durch den Arbeitgeber verhindert werden?

Die Prävention von Mobbing durch den Arbeitgeber ist eine Führungsaufgabe. Unternehmen müssen eine Kultur schaffen, die von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Hier sind einige Maßnahmen, die helfen können, Mobbing zu verhindern:

  • Schulung von Führungskräften: Arbeitgeber sollten Führungskräfte im Umgang mit Mitarbeitern schulen, um einen respektvollen und fairen Umgang zu gewährleisten.
  • Klare Regelungen: Unternehmen sollten klare Regelungen zum Umgang mit Mobbing und eine entsprechende Mobbing-Richtlinie implementieren. Diese sollte beinhalten, dass Mobbingverhalten sanktioniert wird.
  • Anlaufstellen für Betroffene: Die Einrichtung von Anlaufstellen, an die sich betroffene Arbeitnehmer wenden können, kann dabei helfen, Mobbing frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
  • Feedbackkultur: Eine offene Feedbackkultur kann dazu beitragen, dass Probleme frühzeitig angesprochen werden und Konflikte nicht eskalieren.

Fazit:

Mobbing durch den Arbeitgeber ist ein ernstzunehmendes Problem, das für die Betroffenen gravierende Folgen haben kann. Obwohl es keine explizite gesetzliche Regelung zu Mobbing gibt, bestehen dennoch verschiedene rechtliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Wichtig ist, dass Betroffene nicht alleine bleiben, sondern Unterstützung suchen und den Mut haben, sich gegen ungerechtfertigte Schikanen zu wehren. Gleichzeitig sind Arbeitgeber in der Verantwortung, präventive Maßnahmen zu ergreifen und eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Mobbing keinen Platz hat. Nur so kann ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld für alle Beschäftigten gewährleistet werden.

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